Mineralstoffversorgung bei Pferden – Warum Heu heute weniger Nährstoffe liefert und gezielte Ergänzungen wichtig sind

Mineralstoffe und Vitamine sind essenziell für die Gesundheit eines Pferdes. Im Idealfall decken Gras und Heu den Bedarf an lebenswichtigen Nährstoffen ab. Doch die Realität sieht heute oft anders aus: Heu enthält heutzutage weniger Mineralstoffe als noch vor einigen Jahrzehnten. Pferdehalter stehen daher vor der Herausforderung, Nährstofflücken durch gezielte Supplementierung zu schließen, um ihren Tieren Vitalität und Wohlbefinden zu ermöglichen. Im Folgenden wird erläutert, warum modernes Heu mineralstoffärmer ist und welche Ergänzungsfuttermittel – von Grünlippmuschel über MSM und Spirulina bis hin zu Prä- und Probiotika – helfen können, die Versorgung zu optimieren.

Heu heute: Weniger Mineralstoffe als früher

Heu bildet das Grundfutter jedes Pferdes, doch sein Nährstoffgehalt variiert stark. Viele Wiesen weisen heute nicht mehr die Vielfalt und Bodenfruchtbarkeit früherer Zeiten auf. Ausgelaugte Böden – teils durch jahrzehntelange intensive Nutzung und Überdüngung – führen dazu, dass Gräser weniger Mineralien aufnehmen können. Überdüngung kann z. B. dazu führen, dass Spurenelemente aus dem Boden ausgewaschen werden und der Boden versauert. Zudem bestehen viele Pferdeweiden meist aus ertragreichem Weidelgras statt artenreicher Kräuterwiesen. Die Folge: Es werden weniger unterschiedliche Mineralstoffe und Spurenelemente ins Heu eingelagert. Früher konnten wildlebende Pferde ihren Bedarf decken, indem sie gezielt verschiedene Kräuter fraßen – heutige Hauspferde haben diese Auswahl meist nicht mehr. Hinzu kommt, dass spät geschnittenes Heu zwar viel Rohfaser bietet, aber oft ärmer an Mineralien und Spurenelementen ist. Wird Gras sehr spät geerntet, sind viele Samen (als natürliche Mineralstoff- und Fettquelle) bereits ausgefallen, sodass dem Heu wichtige Mikronährstoffe fehlen. Solches Heu alleine kann ein Pferd nicht ausreichend mit allen Spurenelementen versorgen.

Warum gezielte Supplementierung wichtig ist

Durch diese Entwicklungen enthält das Grundfutter (Heu und Weidegras) oft nicht mehr alle notwendigen Mineralstoffe in ausreichender Menge. Das bedeutet, dass ein Pferd selbst bei gleichem Futterangebot heute deutlich weniger Vitalstoffe aufnimmt als noch vor einigen Jahren. Wenn diese Mängel nicht durch eine gezielte Zufütterung ausgeglichen werden, können langfristig ernährungsbedingte Mangelerscheinungen auftreten. Diese zeigen sich etwa in einem schwächeren Immunsystem, Leistungsabfall, schlechter Huf- und Fellqualität oder anderen Gesundheitsproblemen. Eine angepasste Mineralstoffergänzung – z. B. in Form eines Mineralfutters oder spezifischer Zusätze – ist daher meist unerlässlich. So lässt sich sicherstellen, dass das Pferd alle erforderlichen Mengen- und Spurenelemente erhält, die für Knochen, Gelenke, Stoffwechsel und Nervenfunktionen wichtig sind. Im Gegensatz zu freien Minerallecksteinen, bei denen die Aufnahme schwer kontrollierbar ist, ermöglicht ein dosiertes Mineralfutter eine exakt abgestimmte Versorgung. Neben allgemeinen Mineralfuttermischungen gibt es auch spezielle Supplemente für bestimmte Bedürfnisse. Im Folgenden werden einige bewährte Ergänzungen vorgestellt, die gezielt wichtige Nährstoffe liefern und typische Defizite moderner Rationen ausgleichen können.

Grünlippmuschelextrakt – Natürliche Gelenkunterstützung

Die neuseeländische Grünlippmuschel (Perna canaliculus) ist ein maritimes “Superfood”, das sich in der Pferdefütterung bewährt hat, wenn es um gesunde Gelenke geht. Das Extrakt aus der Grünlippmuschel ist reich an Glykosaminoglykanen (GAG, z. B. Chondroitin) und Omega-3-Fettsäuren sowie Spurenelementen. Diese Inhaltsstoffe können entzündungshemmend wirken und die Versorgung der Gelenkknorpel . Konkret ähneln die Glykosaminoglykane den körpereigenen Bausteinen des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit, während die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren Entzündungen im Gelenk hemmen. Durch diese doppelte Wirkung kann Grünlippmuschelextrakt bei Pferden mit Gelenkbeschwerden Schmerzen lindern und Entzündungen reduzieren, zugleich aber auch die Regeneration von Knorpelgewebe fördern. Viele Pferdebesitzer setzen Grünlippmuschel daher vorbeugend oder begleitend bei Arthrose, Spat oder allgemein erhöhtem Gelenkverschleiß ein. Ältere Pferde und Sportpferde können von diesem natürlichen Gelenkschutz profitieren, um die Bewegungsfreude möglichst lange zu erhalten. Wichtig ist wie bei allen Ergänzungen auf hohe Qualität des Extrakts zu achten, damit ausreichend wirksame Inhaltsstoffe enthalten sind.

MSM – Schwefel für Bewegungsapparat und Entzündungshemmung

MSM (Methylsulfonylmethan) ist eine organische Schwefelverbindung, die im Körper an zahlreichen Prozessen beteiligt ist. Schwefel spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung von Keratin (für Hufe und Fell), Kollagen (für Bindegewebe) und in wichtigen Enzymen und Hormonen. Eine Ergänzung mit MSM wird vor allem zur Unterstützung des Bewegungsapparats empfohlen. Dieser natürliche Schwefel wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd und stärkt zugleich Muskulatur, Sehnen und Knorpel. Daher kann MSM besonders Pferden mit Gelenkproblemen, Sehnenentzündungen oder Arthrose helfen, die **Beweglichkeit zu fördern und Schmerzen zu verringern. Auch bei Sportpferden oder Senioren wird es gerne eingesetzt – sowohl therapeutisch als auch vorbeugend – um Gelenke, Bänder und Sehnen belastbarer zu machen. Studien zeigen, dass MSM zur Regeneration von Gelenkknorpel beitragen kann, indem es Bausteine für die Reparatur von Knorpelgewebe, Bändern und Sehnen liefert. Darüber hinaus verbessert MSM die Durchlässigkeit der Zellmembranen, sodass Nährstoffe besser in die Zellen gelangen können. Dies kann insgesamt den Stoffwechsel und die Nährstoffaufnahme optimieren. Da Schwefel in Weidegras nur bei artenreichem, unbehandeltem Aufwuchs in genügender Menge vorkommt, kann MSM insbesondere im Winter oder bei Haltung ohne frisches Grün eine sinnvolle Ergänzung sein, um eine Unterversorgung mit diesem Schlüsselelement zu vermeiden. Insgesamt gilt MSM als gut verträglich; es kann dauerhaft gefüttert werden, um langfristig die Gelenkgesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes zu unterstützen.

Spirulina – Vitalstoff-Booster für Immunsystem und Stoffwechsel

Spirulina ist eine mikroskopisch kleine Blaualge, die aufgrund ihres außergewöhnlich hohen Nährstoffgehalts als „Power-Alge“ in der Tierernährung bekannt ist. Sie enthält bis zu 60–70 % hochwertiges Protein sowie eine Fülle an Vitaminen (A, B12, E u.a.), Mineralstoffen (z. B. Eisen, Magnesium) und sekundären Pflanzenstoffen. Dank dieser Konzentration an Vitalstoffen kann Spirulina als natürlicher Vitalitäts-Booster dienen: Die Alge stärkt nachweislich das Immunsystem, fördert den Muskelaufbau und unterstützt einen gesunden Stoffwechsel. Viele Pferde profitieren von einer Spirulina-Kur in Phasen höherer Belastung oder im Fellwechsel, da die enthaltenen Antioxidantien die Zellen vor freien Radikalen schützen und Entzündungsprozesse mildern können. Außerdem berichten Pferdehalter von Verbesserungen der Fellqualität und einer gesteigerten allgemeinen Widerstandskraft ihrer Tiere durch Spirulina-Zusätze. Gerade bei älteren Pferden oder solchen mit Stoffwechselproblemen (wie EMS, Cushing) kann Spirulina positive Effekte zeigen, indem es den oxidativen Stress reduziert und die Insulinsensitivität verbessert. Spirulina kann einfach in Pulver- oder Pelletform dem Futter beigemischt werden. Aufgrund des hohen Eiweißgehalts sollte man es jedoch in passender Dosierung einsetzen. Insgesamt ist Spirulina eine natürliche Ergänzung, um Vitalstoffe aufzufüllen und die Abwehrkräfte des Pferdes auf natürliche Weise zu unterstützen.

Prä- und Probiotika – Darmgesundheit und bessere Nährstoffaufnahme

Ein gesundes Darmmikrobiom ist für Pferde lebenswichtig, denn im Dickdarm werden große Mengen an Rohfaser verdaut und Nährstoffe aufgenommen. Probiotika sind lebende, nützliche Mikroorganismen (z. B. Milchsäurebakterien oder Hefekulturen), die die Darmflora positiv beeinflussen, während Präbiotika unverdauliche Faserstoffe (wie Inulin oder Oligosaccharide) sind, die als Nahrung für diese guten Bakterien dienen. Durch die Gabe von Prä- und Probiotika lässt sich die Balance der Darmflora stabilisieren – mit spürbaren Vorteilen für die Verdauung und Nährstoffverwertung. So können bestimmte probiotische Zusätze (etwa Lebendhefekulturen) die Verdauung der Rohfaser verbessern, wodurch das Pferd mehr Energie und Nährstoffe aus Heu und Gras ziehen kann.  Zudem belegen Studien, dass Probiotika die Darmwand-Barriere stärken, was zwei Effekte hat: Wichtige Nährstoffe gelangen besser durch die Darmwand ins Blut, und krankmachende Keime können sich nicht mehr so leicht an der Darmwand anheften und vermehren. Eine gesunde Darmflora trägt somit direkt zu einer effizienteren Nährstoffaufnahme bei und senkt gleichzeitig das Risiko von Verdauungsstörungen (wie Durchfall oder Koliken). Darüber hinaus sitzt ein großer Teil des Immunsystems im Darm – eine stabile Mikrobiota kann daher auch die Immunabwehr des Pferdes unterstützen. Prä- und Probiotika werden häufig nach Stress für den Darm eingesetzt, z. B. nach Antibiotikagaben, Wurmkuren oder Durchfällen, um die Darmflora wiederaufzubauen. Aber auch vorbeugend können sie sinnvoll sein, um bei hoch beanspruchten oder älteren Pferden die Verdauungsgesundheit zu fördern. Wichtig ist, auf bewährte Produkte zu setzen (in Deutschland ist z. B. die Wirksamkeit von Lebendhefe als Probiotikum nachgewiesen. Insgesamt helfen Prä- und Probiotika dabei, den Darm als zentrales „Verdauungsorgan“ intakt zu halten, damit alle anderen Nährstoffe aus dem Futter optimal verwertet werden können.

Fazit

Die Mineralstoffversorgung beim Pferd ist heute komplexer als früher, da herkömmliches Grundfutter allein oft nicht mehr alle notwendigen Mikronährstoffe in ausreichender Menge liefert. Heu von nährstoffarmen Böden oder artenarmen Wiesen kann zu Lücken in der Versorgung führen – eine gezielte Ergänzung durch Mineralfutter und spezielle Supplemente ist daher in vielen Fällen ratsam. Entscheidend ist, den individuellen Bedarf des Pferdes zu berücksichtigen: Faktoren wie Alter, Leistungsniveau, Zucht (Trächtigkeit/Laktation) oder Stoffwechselbesonderheiten spielen eine Rolle. Mit der richtigen Kombination aus Basisfutter und ergänzenden Nährstoffquellen lässt sich jedoch sicherstellen, dass Pferde aller Rassen und Altersklassen rundum gut versorgt sind. Supplemente wie Grünlippmuschelextrakt für die Gelenke, MSM als Schwefelquelle zur Entzündungshemmung, Spirulina als Vitalstofflieferant und Prä-/Probiotika für einen gesunden Darm können dazu beitragen, die Gesundheit und Lebensqualität unserer Pferde zu erhalten. Wichtig dabei: Ergänzungsfuttermittel sollten stets sachlich und bedarfsgerecht eingesetzt werden – sie ersetzen nicht eine qualitativ hochwertige Grundfütterung, sondern komplementieren sie dort, wo moderne Fütterung an Grenzen stößt. So kann man als Pferdehalter mit fundiertem Wissen und passenden Supplements die besten Voraussetzungen für ein langes, gesundes Pferdeleben schaffen.